Was macht ein Abenteuer interessant? Die Hindernisse, die man dabei überwindet, die Rätsel, die man dabei löst und die Entdeckungen, die man dabei macht sind alles gute Antworten. Aber ein wichtiger Teil wird häufig übersehen, dabei macht er so viel aus, dass er vielleicht der wichtigste von allen ist: Gute Nichtspielercharaktere (NPCs).

NPCs können Gegenspieler sein, Auftraggeber, sie können den Spielenden als Händler wichtige Gegenstände verkaufen (oder ihnen ihre hart erworbenen Schätze abkaufen) oder einfach nur deine Welt mit Leben füllen. Über all diese Funktionen und mehr könnte ich eigene Blogeinträge schreiben und vielleicht tue ich das auch noch, dieser Artikel soll aber etwas allgemeiner sein.

Ein kurzes Vorwort

Ich habe mich schon einmal mit NPCs befasst, als es nämlich darum ging, eine Spielwelt lebendiger zu gestalten:

Mehr als nur Worte – Wie Du deine Spielwelt lebendig(er) werden lässt

Einige der Tipps, die ich dort gegeben habe, möchte ich hier noch einmal wiederholen: NPCs sollten keine statischen Questgeber sein, sondern eigene Charaktere mit Ambitionen, Abneigungen und Vorlieben. Dass du nicht jede Händlerin auf einem großen Marktplatz mit all diesen Dingen ausstatten kannst, ist natürlich klar und für „Wegwerf-NPCs“ kannst du zum Beispiel auch einfach auf Tabellen zurückgreifen, um ihnen kleine Eigenheiten zu geben.

Spaß mit Tabellen – Improvisation als Spielleiter

Soweit zu den Dingen, über die ich schon geschrieben habe. Sehen wir uns jetzt einmal an, wie du die wirklich wichtigen NPCs für deine Spielenden interessant gestalten kannst.

Ich bin besser als du!

Aus Jahren der Erfahrung kann ich dir sagen, dass deine Spielenden häufig unberechenbar sein werden, nicht nur, aber auch bei der Frage, welche NPCs bei ihnen gut ankommen werden.

Es kann sein, dass dein liebevoll ausgestalteter Quest-NPC überhaupt keinen Anklang findet, während ein einfacher Wegwerfcharakter mit einem lustigen Namen zum Gruppenliebling wird. So etwas kann man zwar antizipieren, richtig vorhersehen kann man es aber nicht.

Einen wichtigen Faktor zeigt dieses Problem allerdings: Manchmal kann ein NPC auch zu gut vorbereitet sein. Die Tipps, die ich dir nachfolgend geben werde, musst du also richtig dosieren lernen, um keinen Charakter zu erschaffen, der deinen Spielenden unfreiwillig die Show stiehlt. So etwas kann passieren und die wenigsten Spielenden reagieren positiv auf so einen NPC, wenn sie diesen nicht gerade sofort ins Herz schließen. Die nachfolgenden Tipps richtig einzusetzen ist dabei eine Kunst, die von Gruppe zu Gruppe variiert, aber keine Sorge, du wirst recht schnell merken, was deinen Spielenden zu viel ist und was nicht.

Wer bin ich und warum?

Ein guter NPC hat eine klare Rolle in deiner Geschichte, auch wenn das nach außen schnell mehrere sein können. Zum Beispiel könnte ein wichtiger NPC den Charakteren eine Quest mitgeben, wichtige Fakten über den Plot vermitteln oder als Gegenspieler fungieren.

Der erste Schritt sollte also sein, dir zu überlegen, welche Rolle dieser NPC in deinem Plot spielen soll. Entsprechend sollte dessen Charakter dann ausgestaltet werden. Ein Questgeber braucht gute Gründe, warum die Spielenden ihm helfen sollten, während eine Person, die den Charakteren wichtige Dinge über den Plot mitteilt, glaubhaft wirken sollte.

Ich persönlich unterteile NPCs dabei in folgende Rollen. Wie du deine Geschichte erzählst und was für Rollen du dabei brauchst, kann völlig anders sein. Außerdem sind diese Archetypen natürlich auch mischbar und NPCs können im Verlauf des Plots ihre Rolle sogar wechseln:

Der Questgeber hat ein Problem, das die Gruppe lösen soll. Häufig eines, das er selber nicht lösen kann oder möchte, manchmal ist es aber auch ein Test an die Gruppe. Questgeber treiben den Plot voran, indem sie die Gruppe dazu bringen, etwas zu tun, was sie sonst vielleicht nicht getan hätten – ob aus Desinteresse oder Unwissen.

Der Helfer kann oder weiß Dinge, welche der Gruppe nicht zur Verfügung stehen und ist gewillt, ihnen zu helfen. Manchmal im Austausch gegen Hilfe ihrerseits, manchmal gegen Geld und manchmal auch einfach, weil ihre Ziele sich überschneiden oder man sich sympathisch ist. Helfer treiben den Plot voran, indem sie den Charakteren zur Seite stehen und ihnen helfen, ein Hindernis zu überwinden, für das ihnen entweder die Fähigkeiten fehlen oder das sie alleine nur wesentlich schwieriger bezwingen könnten.

Der Antagonist ist ein Widersacher, der der Gruppe im Weg steht. Ob aus bösem Willen, entgegengesetzten Zielen oder persönlichen Gründen, der Antagonist behindert die Gruppe, wo er nur kann und treibt den Plot dadurch voran, dass er der Gruppe ein Ziel gibt, dass es zu überwinden gilt.

Und zum Schluss der Bürger, die vielleicht am häufigsten übersehende Art von NPC. Der Bürger ist manchmal auch Helfer oder Questgeber, vor allem aber ist er dafür da, die Welt mit Leben zu füllen. Manchmal kann so ein Charakter auch ein wenig Comic Relief sein, in erster Linie bezeichne ich mit „Bürger“ aber sämtliche NPCs, die keine festgelegte Rolle im Plot haben und in erster Linie „nur“ dazu da sind, die Welt mit Leben zu füllen. Das hört sich vielleicht nicht so an, aber der Bürger ist in meinen Augen einer der wichtigsten NPCs.

Dabei gilt die alte Weisheit: Zeigen, nicht sagen. Die Versuchung ist natürlich groß, zu sagen dass die alte Magierin sehr weise wirkt und die Charaktere ihr glauben, aber das ist ein ziemlich billiger Effekt und kann bei einigen Spielenden sogar Misstrauen auslösen. Viel wirksamer ist es, sie einige Fragen der Charaktere beantworten zu lassen, die ihnen schon lange Kopfzerbrechen bereitet haben. In der gleichen Weise lässt sich ein verzweifelter Questgeber viel besser darstellen, wenn du ihn nicht einfach als „verzweifelt“ beschreibst, sondern er der Gruppe ohne viel Feilschen ein sehr gutes Angebot für ihre Hilfe macht und im Zweifelsfall sogar noch ein bisschen höher geht.

Motivation!

Natürlich brauchen wichtige NPCs auch starke Charakterzüge und daraus resultierende Verhaltensweisen. Auch hier kannst du dich gut von der Funktion leiten lassen, die sie im Plot erfüllen sollen: Eine weise Magierin spricht vielleicht häufig etwas unklar, weil sie sehr viel mehr weiß als die Charaktere, ein verzweifelter Auftraggeber stottert vielleicht stark oder korrigiert ständig, was er gerade gesagt hat. Manchmal kann es aber auch interessant sein, solche Charakterzüge umzukehren oder nicht zusammen passen zu lassen. Jeder geht mit Stress anders um und vielleicht lässt sich der verzweifelte Questgeber das nur an einer ungewöhnlich knappen Art anmerken, bleibt aber ansonsten ruhig. Oder die weise Magierin ist mit dem Alter ein wenig zerstreut geworden und vergisst triviale Dinge, ist bei wichtigen Plotdetails aber immer hellwach. Lass dich hier ruhig von Leuten inspirieren, die du persönlich kennst und die einen starken Eindruck auf dich gemacht haben oder bediene dich an Filmen, Romanen oder Spielen. Eins zu eins klauen solltest du natürlich nicht von ihnen, aber ein wenig abgucken ist erlaubt.

Und zum Schluss haben wichtige NPCs immer eine Motivation für die Dinge, die sie tun. Das ist besonders bei Antagonisten relevant, aber daraus könnte ich einen ganzen Blogeintrag machen. Hier möchte ich es einfach damit zusammenfassen, dass die Summe aus der Rolle im Plot und den Charakterzügen ein guter Ansatz ist, sich die Motivation zu überlegen – oder umgekehrt. Diese Überlegung funktioniert in beide Richtungen und je besser die Motivation des NPCs, desto besser kannst du diesen darstellen und deine Spielenden dazu bringen, diesen NPC zu lieben, zu hassen, aber auf keinen Fall zu vergessen.

Zum Schluss

NPCs haben viele Rollen im Plot und wenn deine Spielenden ihnen gegenüber starke Gefühle hegen, kannst du ihr Abenteuer deutlich besser gestalten. Denke darüber nach, was sie tun und warum sie es tun und dir werden viele neue Ideen kommen.

Und, was am wichtigsten ist: Hab Spaß dabei.